von Achi Brunnschweiler

Wie ist es möglich, Jugendliche verbindlich an einer Sache dran zu halten? In diesem Beitrag teilt Achi Brunnschweiler seine Erfahrungen, die er in seiner langjährigen Tätigkeit in der Jugendarbeit gemacht hat.

Seit 30 Jahren begleite ich Jugendliche in verschiedenen Projekten und Tätigkeiten. Durch grosse Erfolgserlebnisse und manchen Momenten des Scheiterns, hatte ich viel Gelegenheit zu lernen.

Aus diesen Erfahrungen erkenne ich 5 Faktoren, die dazu beitragen, dass Jugendliche eine Verbindlichkeit aufbauen können, die längere Zeit anhält.

Freude erleben

Es ist kein Geheimnis, dass sich Freude positiv auf Beziehungen und die Motivation auswirkt.

Schon Augustinus Aurelius (354 – 430) sagte: «Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen.» Freude ist ansteckend. Freuen Sie sich an Ihrer Arbeit, Ihrem Beruf und der Arbeit mit Jugendlichen? Bringen Sie diese Freude zum Ausdruck.

Auch Fehler, Misserfolge und «schlechte» Tage können bei gekonntem Umgang zu freudigen Erlebnissen führen und Vertrauen schöpfen.

Stärken und Persönlichkeit einbringen können

Jugendliche geniessen es, wenn sie Bedeutung haben. Sie sprudeln, wenn sie Bedeutendes vollbringen oder einen wesentlichen Anteil dazu beitragen. Wenn sie ihre Stärken gewinnbringend und sichtbar einbringen können, wirkt das wie ein Booster.

Ich habe mir die folgende Haltung angeeignet:

  • Junge Menschen sind in der Lage für das Heute bessere Lösungen zu finden, als ich es kann.
  • Ich kann ihnen als Basis meine Erfahrung und Fachexpertise weitergeben. Ich glaube daran, dass diese genauso nützlich wie auch überholt ist.
  • Ich lasse sie an mir vorbeiziehen und grösser werden als ich es bin. Dies im Wissen, dass ich mich überflüssig mache.

Beziehungen verbinden

Menschen suchen nach Zugehörigkeit. Ein wohlwollendes und förderndes Beziehungsnetz lindert nicht nur psychische Belastungssituationen, sondern gibt Sicherheit und ermöglicht eine positive Entwicklung.

Es ist für mich kaum auszuhalten, wenn Lernende als billige Arbeitskräfte eingesetzt werden oder gar als «kopflose Nieten» bezeichnet werden.

Machen Sie die Lernenden zu echten Teammitgliedern und lassen Sie sie dies spüren. Entwickeln Sie ein feines Gespür für Dissonanzen, gehen Sie diesen nach und leiten Sie bei Konfliktlösungen an.

Sinnhaftigkeit vermitteln

Für die Jugendlichen sind nicht nur Beziehungen wichtig. Sie haben grosse Schwierigkeiten, wenn etwas sinnlos erscheint. Sie lassen sich nicht damit abspeisen, dass es halt immer so war oder dass es einfach sein muss.

«Ich habe mich als Backgroundsängerin hinter dem Vorhang unersetzbar gefühlt, weil du uns unsere Bedeutung immer wieder vor Augen geführt hast.» Diesen berührenden Satz sagte mir vor einigen Wochen eine ehemalige Teilnehmerin von einem Musicalprojekt.

Bei den Musicalprojekten folgte nach der Passung von Aufgaben und Fähigkeiten die Rollen- und Aufgabenzuteilung. Danach begann eine noch intensivere Aufgabe: Unablässig erklärte ich Einzelnen und Gruppen, weshalb ihre Arbeit so wichtig für das Gesamtergebnis ist.

Helfen Sie den Lernenden den Fokus auf das Ganze zu setzen und wecken Sie die Vorfreude auf das Endergebnis oder Projektziel.

Ziele erreichen und Erreichtes feiern

Wenn ich nach 2 von 5 ÜK-Tagen (Überbetrieblicher Kurs) den Teilnehmenden vor Augen führe, was sie bereits alles gelernt haben, staunen sie. Viele Fortschritte geschehen einfach so und niemand bemerkt sie.

Ob ein formuliertes (Zwischen-)Ziel erreicht wurde oder einfach nur ein spontaner Fortschritt geschehen ist – heben Sie diese Ereignisse hervor und feiern sie diese gemeinsam.

Damit schliesst sich der Kreis und wir gelangen wieder zum ersten Element für mehr Verbindlichkeit: «Freude haben».

Fazit

Es gelang mir in der Vergangenheit nicht, alle jungen Menschen zu begeistern, aber es gibt in der Zwischenzeit viele erwachsene Personen, die von einer Erfahrung sprechen, die ihr Leben verändert hat.


Achi Brunnschweiler dipl. Coach SCA, ABS Coaching

Heute ist Achi Brunnschweiler dipl. Coach SCA und Betrieblicher Mentor FA, der Führungskräfte, Teams und Privatpersonen auf dem Weg zu beruflichen wie persönlichen Zielen begleitet. Ausserdem leitet er überbetriebliche Kurse für ICT-Berufe. Davor hat er in einem IT-Unternehmen eine Lernwerkstatt aufgebaut, in der Lernende innovative Softwareprodukte für Kunden geplant, realisiert und betreut haben. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich in der Jugendarbeit. Mit diesem Werdegang kennt er die Herausforderungen der Jugend und der Wirtschaft aus der Praxis.