Heimerziehung wirkt, soviel vorweg. Aber während bei Institutionen für Kinder der Schutz des Individuums, z.B. vor ihren Eltern, im Zentrum steht, denkt man bei Jugendheimen eher an den Schutz (der Gesellschaft) vor diesen jungen Menschen. Heimerziehung wirkt auch bei Jugendlichen und zwar bessser als ihr Ruf. Deshalb aber von einem Heim-Vorteil zu sprechen, scheint doch etwas gewagt.
Kaum ein Berufseinstieg, den wir in der Institution Hölzli begleiten, läuft reibungslos ab. Oftmals brauchen alle Beteiligten Extraportionen Nerven, Humor und vor allem guten Willen. Wir nennen uns ein Haus der Chancen, denn unsere Begleitungsarbeit kann nur gelingen, wenn wir unseren Blick für kleine Schritte schärfen, wenn wir hartnäckig bleiben und eine ressourcenfokussierte Kultur etablieren. „Systemsprenger brauchen ein System, das sie aushält“, hat ein Freund einmal pointiert. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Es ist aber auch wichtig, beharrlich einzufordern.
Damit aus der Stigmatisierung wirklich ein Heim-Vorteil werden kann, arbeiten wir nach der Formel: Akzeptanz+Konfrontation=Entwicklung! Die Akzeptanz gilt der Persönlichkeit des jungen Menschen, die Konfrontation seinem (herausfordernden) Verhalten.
Fallbeispiele und Praxiserfahrungen bilden die Grundlage dieses Inputforums. Es werden Haltungen diskutiert und Lösungsansätze präsentiert.
Andrea Zuffellato
Lehrer, Ausbilder und Berater, Unternehmer und Autor Geschäftsführer des Weiterbildungsinstituts planoalto und der Institution Hölzli – einem Integrationsprojekt für junge Menschen in her-ausfordernden Lebensumständen.